Revolution im HR-Bereich: Warum KI-Agenten und die Entkopplung von Daten alles verändern werden
Die HR-Welt befindet sich an einem Wendepunkt. Software-as-a-Service (SaaS), wie wir es lange kannten, könnte schon bald durch eine ganz neue Art von KI-Agenten abgelöst (oder zumindest stark verändert) werden. Microsoft -CEO Satya Nadella sagte kürzlich voraus, dass das bekannte SaaS-Konzept durch KI „kollabieren“ wird, weil künftig die entscheidende Logik nicht mehr in den klassischen Business-Anwendungen steckt, sondern in einer übergreifenden KI-Schicht.
Doch wie sieht das konkret im HR aus?
In diesem Artikel zeichne ich ein Bild der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von HR-Software. Außerdem zeige ich, wie KI-Agenten unsere Abläufe revolutionieren könnten – von Multi-Tenant-Cloud-Architekturen bis hin zur völligen Neugestaltung des Employee Lifecycles. Dabei fließen Erkenntnisse aus der aktuellen Technologie-Entwicklung ein, ebenso wie meine praktischen Erfahrungen aus der Personal- und Organisationsberatung.
1. Ein Rückblick: Wie alles begann1.1 Die 1990er: Installationssoftware & lokale Server
In den 1990er Jahren war es üblich, dass Unternehmen eine HR-Software lokal installierten. Daten und Programmlogik lagen häufig auf einzelnen Rechnern oder auf einem kleinen Inhouse-Server. Mehrere Arbeitsplätze griffen via lokales Netzwerk darauf zu.
✅ Vorteile: volle Kontrolle, kein Internet notwendig, relativ einfacher Datenaustausch im Haus.
‼️ Nachteile: eingeschränkte Skalierbarkeit, komplexe Wartung, kein ortsunabhängiger Zugriff.
1.2 Die 2000er: Webbasierte Systeme und "Private Clouds"Mit dem Aufkommen des World Wide Web wurden sukzessive webbasierte Komponenten integriert. Man baute die ersten „Private Clouds“, in denen Anbieter wie rexx systems , Persis Online GmbH oder P&I Personal & Informatik AG #Loga ihre Software in externen Rechenzentren betrieben. Jedes Unternehmen hatte dort jedoch oft seine eigene Instanz (eigene Datenbank, eigene Programmlogik).
✅ Vorteile: erste Form der Auslagerung von Betrieb und Wartung, flexiblerer Zugriff (Browser statt lokaler Client).
‼️ Nachteile: zahlreiche individuelle Customizings, teilweise proprietäre Schnittstellen, höherer Integrationsaufwand für neue Funktionen.
1.3 Der Schritt zu Multi-Tenant-CloudsDer wirkliche Durchbruch zu Multi-Tenant-Systemen begann mit Plattformen wie Workday, Cornerstone OnDemand oder SAP SuccessFactors und auch Personio. Hier wird eine zentrale Software betrieben, die alle Kunden gemeinsam nutzen. Die Mandanten (Firmen) sind logisch voneinander getrennt, teilen sich aber die gleiche Programmlogik und erhalten Updates gleichzeitig.
✅ Vorteile: hohe Standardisierung, schnellere Innovationszyklen, geringerer Betriebsaufwand.
‼️ Nachteile: weniger Möglichkeiten für individuelle Anpassungen, Abhängigkeit vom Anbieter bei Release-Updates.
Die meisten großen Cloud-Anbieter im HR (oft #HCM-Suiten genannt) folgen heute diesem Prinzip.
2. Wieso Satya Nadella von einem „Kollaps“ sprichtSatya Nadella argumentiert:
„SaaS-Anwendungen sind im Kern oft CRUD-Systeme (Create, Read, Update, Delete) mit Business-Logik. Künftig übernehmen KI-Agenten diese Logik und greifen parallel auf mehrere Datenbanken zu.“In einer Welt, in der ein #KI-Agent sämtliche Systeme orchestriert, tritt die klassische SaaS-Logik (inklusive der starren UI, Prozesse, Menüs) in den Hintergrund. An ihre Stelle rückt eine intelligente Schicht, die nach außen als zentrale Schnittstelle fungiert – ganz gleich, wo die Daten letztlich liegen. So „kollabiert“ das altbekannte Prinzip „eine Anwendung pro Funktionsbereich“ in eine Sammlung von Datenquellen, die von einem KI-Orchestrator gesteuert werden.
3. Die nächste Stufe: Trennung von HR-Daten und Unternehmenslogik3.1 Weg von proprietären Datentöpfen
Bereits heute speichern Menschen zahlreiche Profildaten in Plattformen wie LinkedIn. In einer fortgeschrittenen HR-Zukunft könnten wir die Hoheit über unsere persönlichen Daten (Lebenslauf, Skills, Zertifikate) selbst behalten – ähnlich wie wir unser Bankkonto selbst verwalten.
🎯 Mitarbeiterprofile: Können mehr und mehr in neutralen Daten-Clouds liegen, auf die verschiedene Arbeitgeber zugreifen.
🎯 Arbeitgeber: Mieten nur noch die Programmlogik (z. B. zur Workflow-Steuerung oder für das Performance-Management). Die Stammdaten liefert der Mitarbeiter über eine souveräne Plattform.
3.2 Keine wiederholte DateneingabeWenn jemand das Unternehmen wechselt, müssen heute alle Personaldaten neu eingepflegt werden. Künftig könnte der/die Mitarbeiterin seine Daten durch eine universelle „Personalnummer“ (analog zur IBAN) an neue Arbeitgeber freigeben und damit sofort alles Nötige bereitstellen.
🎯 Bewerbungen laufen über KI-Agenten, die passgenau Profile matchen, ohne dass der Bewerber alles zigmal eintippen muss.
🎯 Payroll oder interne Workflows: greifen auf vorhandene Basisdaten zu. Über Zugriffskontrollen wird gesteuert, wer was sehen darf.
3.3 Multi-Cloud-RealitätUnternehmen A nutzt beispielsweise Workday, Unternehmen B ein anderes System wie Oracle HR . Dank standardisierter Datenschnittstellen bleibt das kein Hindernis. Der KI-Agent spielt Dolmetscher und konsolidiert sämtliche Informationen – ähnlich wie ein Chatbot, der mehrere Datenquellen gleichzeitig abfragt. Das ist zumindest ein Szenario in der Zukunft. Wie weit von heute entfernt? Wohl nicht allzuweit ...
4. Die Übermorgen-Stufe: KI als All-in-One-OrchestratorEin Ausblick auf das, was bereits ansatzweise sichtbar wird: konversationale KI, die als „digitale Assistentin“ sämtliche HR-Prozesse steuert und sogar nahtlos mit anderen Lebensbereichen interagiert.
4.1 Beispiel: Urlaubsplanung 4.01️⃣ Initiative
Der Mitarbeiter sagt schlicht: „Ich möchte im nächsten Quartal eine Woche Urlaub nehmen. Wann passt das am besten?“
2️⃣ Analyse durch den KI-Agenten
Die KI prüft im Unternehmenssystem: Projektdeadlines, Mindestbesetzung, Termine im Outlook-Kalender.
Sie fragt ggf. auch beim Ehepartner an (der in einem anderen Unternehmen tätig ist und seine Daten in einem eigenen Profil hat): „Dein Mann plant Urlaub in der dritten Augustwoche. Passt das bei dir auch?“
3️⃣ Freigabe & Buchung
Sobald beide Seiten die Zeiten abgestimmt haben, genehmigt der Agent automatisch den Urlaub beim jeweiligen Arbeitgeber.
Direkt danach bietet er Reiseoptionen an („Mallorca war letztes Jahr gut bewertet. Wollen wir das Hotel wieder buchen?“) und organisiert Flüge, Mietwagen etc.
In diesem Szenario sind keine traditionellen „Klick-und-Formular“-Interfaces nötig. Die KI orchestriert mehrere Datenbanken (Personal, Kalender, Buchungsportale) und sorgt für die richtige Prozesslogik.
4.2 Auswirkungen auf andere HR-Prozesse👉 Weiterbildung
Ein Mitarbeiter sagt: „Ich muss meine Führungs-Skills verbessern.“ Die KI durchsucht Weiterbildungskataloge, interne Budgets, vergleicht Termine, erstellt eine Empfehlung und bucht auf Wunsch direkt.
👉 Recruiting
Chat-basierte Interaktion mit Bewerbern, automatisches Matching, Interview-Einladungen – alles ohne manuelles „System-Hopping“.
👉 Performance Management
Die KI analysiert Projektfortschritt, Feedbacks aus Kollaborationstools, schlägt proaktiv Coachings oder Boni vor.
5. Chancen und Herausforderungen5.1 Neue Rollen für HR und IT
Während einfache Prozesse automatisiert ablaufen, verschiebt sich der Fokus von HR-Fachleuten. Sie kümmern sich stärker um strategische Themen, #Kultur, #Leadership und individuelle Begleitung. Die IT-Abteilungen hingegen müssen Datensicherheit und -integrität in einem völlig neuen, hochvernetzten Umfeld gewährleisten.
5.2 Datenschutz, Compliance & GovernanceJe mächtiger die KI, desto wichtiger wird die Ethik hinter den Algorithmen und die Frage der Datenhoheit. Wenn persönliche und unternehmensbezogene Daten so eng verknüpft werden, braucht es transparente Zugriffs- und Löschkonzepte. So kann verhindert werden, dass sensible Informationen (z. B. Gesundheitsdaten) in falsche Hände geraten.
5.3 Kosten- und WertestrukturDie eigentliche Business-Logik liegt nicht mehr in einzelnen SaaS-Anwendungen, sondern in der KI-Schicht. Damit könnte der Wert klassischer, modularer HR-Software sinken, während KI-Dienste (und deren Qualität) zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor werden.
6. Wie geht es nun konkret weiter?Die Reise der HR-Software ging von lokalen Installationen über webbasierte Systeme bis hin zu hochstandardisierten Multi-Tenant-Clouds. Doch laut Satya Nadella steht der nächste große Schritt an: KI-Agenten lösen traditionelle SaaS-Anwendungen schrittweise ab, indem sie deren Logik integrieren und auf mehrere Datenquellen zugreifen.
In meinem Beispiel-Video (siehe unten der Link auf YouTube) habe ich gezeigt, wie sich dieses Zukunftsbild ganz konkret anfühlen könnte: Persönliche Daten gehören dem Einzelnen, Workflows werden KI-gesteuert in Sekunden organisiert, und sogar private Lebensplanungen (wie Urlaub) interagieren mit Unternehmensprozessen. Diese Vision mag revolutionär klingen – aber erste Bausteine (z. B. LinkedIn-Profile, ChatGPT, Low-Code-Automatisierungen) sind bereits heute sichtbar.
6.1 Was bedeutet das für Unternehmen jetzt?1️⃣ Architektur überdenken: Überlegen Sie, wie Daten sinnvoll integriert werden können – idealerweise so, dass sie perspektivisch in einer zentralen, KI-fähigen Schicht genutzt werden können.
2️⃣ Pilotprojekte starten: Testen Sie KI-Anwendungen (z. B. Chatbots für Bewerberkommunikation, automatisierte Analysen im Performance Management), um erste Erfahrungen zu sammeln.
3️⃣ Mitarbeitende einbinden: Schulungen, Workshops und Change-Management sind entscheidend, damit HR-Fachleute die Chancen und Risiken verstehen und aktiv mitgestalten können.
4️⃣ Datenschutz fest im Blick behalten: Eine übergreifende Governance ist Pflicht, wenn KI und Multi-Clouds die Grenzen zwischen intern und extern weiter aufweichen.
6.2 Unsere UnterstützungBei der p-manent consulting GmbH begleiten wir Unternehmen auf diesem Weg. Wir beraten zu passenden Software-Lösungen, möglichen KI-Einsatzszenarien und helfen dabei, vorausschauende HR-Systemarchitekturen zu entwickeln. Demnächst bieten wir zudem ein KI-Seminar speziell für HR an, in dem wir zeigen, wie KI heute schon effektiv genutzt werden kann – selbst ohne die vollständig vernetzten Zukunftsszenarien.
Die Revolution im HR-Bereich hat noch gar nicht so richtig begonnen, doch alle Zeichen deuten darauf hin, dass sie bald in vollem Umfang losbrechen wird. Wer jetzt schon die Weichen stellt, profitiert morgen von automatisierten Prozessen, schnelleren Innovationen und einem Mitarbeitererlebnis, das weit über die alten Klick-und-Formular-Welten hinausgeht.
Bleiben Sie also neugierig – und wenn Sie Fragen haben oder den nächsten Schritt gemeinsam gehen wollen: Wir mit unserem Team sind für Sie da.
Ihr
Dirk Linn
Zukunft. Einfach. Machen.
0211-5800-4560
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