Innovation, Mitarbeiterführung und Kommunikation: Roland Damann im Interview mit Dirk Linn
Dirk Linn: Heute bin ich zu Gast bei Roland Damann. Roland ist Unternehmer, Erfinder und seit gut 16 Jahren 1. Vorsitzender einer der größten Flugsportvereine Europas. Bevor wir zu dem Thema „Neue Formen der Mitarbeiterführung“ kommen erstmal Glückwunsch zu deinen Erfolgen im Rahmen der Gewässerreinigung von Mikroplastik, Deines Patentes der “Microbubble-Cloud“. Ich habe mich übrigens sehr gefreut, dich in den Tagesthemen zu sehen. Vielleicht kannst du kurz einen Abriss geben was du mit Deinem Unternehmen Enviplan tust, was du noch vorhast und welche Rolle „Mitarbeiterführung in diesem Kontext spielt. Siehe auch: https://youtu.be/sw5ZOM4U-Hs das Video zum Interview!
Roland Damann: Ja, das war ein weiter Weg, der wir mit enviplan® bisher gingen. Nicht immer lief alles so gerade aus, aber bei welchem Unternehmen ist das schon der Fall. Die Innovationen, die Patente, die heute so wichtig sind, sind quasi die DNA der enviplan®. Aber das Thema Mikroplastik hat mich wirklich nochmals „geboostert“, wie man vielleicht heute sagen könnte. Die Idee unsere Technologie auf die Gewässerreinigung anzuwenden kam durch Zufall. Ich las einen Artikel, dass Mikroplastik „hydrophob“ reagiert. Danach ging ich direkt in unser Labor und versuchte unsere patentierte Technik der Mikroflotation zu verproben. Und es funktionierte. Das Ganze war dann so fantastisch, dass die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) auf mich aufmerksam wurde und das Ganze nahm seinen Lauf. Bis eben in die Tagesthemen, weil wir mit dem Verfahren ein massives weltweites Problem lösen können. Rein physikalisch, ohne Einsatz von Chemikalien. Wichtig war dabei immer, dass wir im Management unseren Teams genügend Freiräume für solches Experimente und Forschungen gaben. Mit 4 Schutzrechten pro Kopf sind wir auch gut aufgestellt und man erkennt, welchen Beitrag das Team zum Erfolg liefert. Das hat sehr viel mit Vertrauen und einem Menschenbild zu tun.
Dirk Linn: Als wir uns vor einigen Wochen getroffen hatten, kam das Thema „Neue Kultur in Unternehmen“ zur Sprache. Du hattest mich angesprochen, welche Formen wir bei p-manent consulting in Düsseldorf eingeführt haben, damit wir noch erfolgreicher sind wie wir die Führung auf neue Füße gestellt haben. Wie ist die Situation in deinem Unternehmen, der Enviplan? Was war der Trigger für Deine Ansprache?
Roland: Du sprichst es ja an: es geht um die nächste Evolutionsstufe in meinem Unternehmen. Mir ist es wichtig die neuen Trends zu erkennen und – obwohl ich mich jetzt mehr um die Vermarktung meiner Idee kümmern werde – das Team nicht alleine lassen möchte oder eine zu große Distanz aufbaue. Das heißt im Klartext: ich will weiterhin da sein, weiterhin nah sein. Ich möchte wissen, was meine Menschen im Unternehmen, die mir über viele Jahre vertrauen, auch jeden Morgen sich neu entscheiden lässt zu uns zu kommen und aktiv an unseren Produkten weiterzuarbeiten. Ich kenne dich ja schon länger und bin sehr beeindruckt, wie Du bei p-manent die Kultur innerhalb von wenigen Jahren komplett von der klassischen Pyramide zu einer menschenorientierten und wertschätzenden Umgebung umgebaut hast. Ich habe gesehen, dass es neue Technologien gibt, wir Euer Engagement-Tool Zest. Wir sind auch bei Enviplan eine große Familie aber finde die flankierenden Maßnahmen und Prozesse bei Dir sehr gut und für uns erstrebenswert. Das interessierte mich und ich fragte mich, ob das bei uns auch funktionieren kann.
Dirk: Wenn ich es richtig verstanden habe, bekommt euer Unternehmen im Rahmen der Forschung der neuen Technologie eine große Finanzspritze zur Erforschung der Wirksamkeit im großen Stil. Es geht um große Wasserflächen und sogar Ozeane. Was bedeutet das für Dein Unternehmen? Wird sich hier etwas verändern?
Roland: Das ist nicht ganz richtig. Wir gründen über die Förderung von SPRIN-D ein neues Unternehmen, mit dem Namen Microbubbles GmbH als 100%ige Tochter der Bundesagentur für Sprunginnovationen. Die MicroBubbles ist gerade in der wichtigen Startphase und ich werde dieses Unternehmen aufbauen und enviplan® in die Hände meines Partners und Geschäftsführers Andreas Stein übergeben. Aber auch enviplan® ist parallel in einer starken organischen Wachstumsphase. Es bedeutet neben Wachstum auch eine riesige neue Herausforderung. Und das diesmal ohne mich. enviplan® wird also neue Mitarbeiter einstellen, was schön ist. Aber bestehende Arbeitsplätze sichern wir weiter ab, was immer die Basis sein muss. Wir sind ein Arbeitgeber, der auch eine Zukunftsperspektive aufzeigen möchte, nicht nur mit den Produkten, sondern auch der Kultur. Heute ist vielfach das Thema Gehalt nicht mehr ganz oben auf der Wunschliste. Viele Menschen wollen sich aktiv einbringen, mit Ideen gehört werden und Freiheiten erhalten, um eigene Stärken einzubringen. Genau hier setzen wir auch an. Unsere Erfindungen können sich nur bewähren und noch besser werden, wenn wir niemals stillstehen. Wenn wir unsere Teams fördern, wenn wir wissen was wir noch besser machen können. Jeden Tag. Immer ein „Day 1“. Wenn wir eine offene Fehlerkultur haben. Wenn jedes Wort zählt. Wir müssen ja nicht immer der gleichen Meinung sein.
Auch suchen wir, wie gesagt, neue Mitarbeiter und wenn wir mit modernen Methoden nachweisen können, wie die Kultur bei uns ist, was jemanden bei uns erwartet und wie das Team das Unternehmen aus eigenen Augen sieht, können wir besser werben als der Wettbewerb. Wir haben ja einen Bewerbermarkt und müssen um die passenden Menschen werben. Das sind nicht immer die Einser-Kandidaten, sondern eben zu uns passenden. Im Zweifel werden sich die Bewerber auch in sozialen Netzwerken umhören oder Plattformen wie kununu nutzen, um zu schauen, ob ein Unternehmen zu einem selbst passt. Das können wir sicherlich als „Quelle“ besser und authentischer machen, und hier dem Zögern von Bewerber*innen zuvorkommen. Übrigens suchen wir ja Verstärkung. Schaut doch einfach mal vorbei auf unserer Webseite, die hier unten eingeblendet wird.
Alles hängt zusammen und viele junge Menschen gehen ganz anders mit Information, Kommunikation, Feedback und Vernetzung um, als wir beide das noch lernten. Dem gilt es auch bei uns Rechnung zu tragen. Digitalisierung heißt ja nicht, dass wir nun mehr Excel oder E-Mails nutzen müssen statt Papier. Wir haben ja ganz andere Themen. Viele, die noch gar nicht sichtbar sind und vielleicht durch Ereignisse wie die aktuelle Pandemie schlagartig nach vorne kommen. So ist das ja auch mit unserem Patent der Mikroflotation. Es ist einfach die richtige Zeit, weil die Umstände sich massiv und schnell veränderten. Vor einigen Jahren war diese Technologie eher eine Nische und kein Thema für viele. Nun stehen wir mit der bereits vor vielen Jahren entwickelten Technologie sehr weit vorne und im hellen Rampenlicht.
Dirk: Ich sprach eingangs an, dass Du auch schon sehr lange Zeit einen der größten Flugsportvereine Europas führst, den LSR Rietberg e.V. (www.lsvr.de). Das ist eine ganze andere Form der Führung von knapp 500 Mitgliedern. Dass Du seit dieser doch sehr langen Zeit jedes Jahr im Amt bestätigt wurdest, hat ja sicherlich auch was mit Deinen Werten und dem Vorleben dieser zu tun. Kannst Du uns hier eine Idee geben, was Dich besonders als eine der Leitfiguren auszeichnet und welche Politik Du dabei vertrittst?
Roland: Ob das eine klassische Führungsrolle ist, bezweifele ich. Aber ja, wir prägen zusammen mit vielen Aktiven eine Kultur, wir entscheiden als Vorstand und wir sind für Marketing und den operativen Bereich zuständig. Das hat Außenwirkung und wir haben weiter ein Wachstum an Mitgliedern. Insofern prägen die Menschen, die Verantwortung haben, den Verein und das Ergebnis. Es hat sich in meiner Zeit als ersten Vorsitzenden vieles verändert, was auch auf mein Menschenbild und meine Schwerpunkte zurückzuführen ist. Das kann mal sicherlich auch Politik nennen, aber ich würde eher „Leidenschaft“ dazu sagen. Wichtige Schwerpunkte sind Sicherheit, Transparenz und eine offene Kommunikation. Wir wollen als Vorstand verstanden werden. Wir haben massiv digitale Methoden eingeführt, um ganz viele Menschen zu erreichen und denen auch eine Stimme zu geben. Dazu muss man sagen, dass wir ein ganz großes Einzugsgebiet haben und jetzt alle Menschen viel besser integrieren können. Das ist nicht immer leicht und sorgt so manches mal für viel Zündstoff. Gerade soziale Netzwerk und WhatsApp Gruppen bringen so manches ans Licht. Ängste, Ärger und Wünsche. Aber auch viel Lob, Ideen und Informationen. Alles Dinge, die auch vorher da waren, aber kein Gehör fanden. Warum auch immer. Oder eben nur am lokalen Clubabend besprochen wurden und so viele gar nicht inkludiert waren. Wie haben in der Zeit der Pandemie als einer der wenigen Clubs die Jahreshauptversammlung digital durchgeführt. Viele Stimmen gab es im Vorfeld mit Besorgnis, viele Bedenkenträger. Jedoch es gab eine noch aktivere Gruppe, die das massiv mit mir nach vorne trieb. Am Ende war es ein voller Erfolg und die Bedenkenträger verstummten. Nicht alle, aber die meisten. Es wird immer Menschen geben, die Entscheidungen anders treffen. Aber dafür steht auch die Demokratie. Die Mehrheit entscheidet. Wichtig ist es für mich diese Stimmen und Motivationen zu kennen und mit ihnen zu diskutieren.
Und schließlich werden unsere Flugzeugcockpits auch immer digitaler. Auch hier gibt es zwei Gruppen: die Bewahrer, die schon seit Jahrzehnten die „klassischen“ Instrumente gewohnt sind und die Treiber der Veränderung, die mit offenen Armen die neuen Möglichkeiten, die übrigens noch mehr Sicherheit und Reduktion des Workloads des Piloten mit sich bringen, empfangen. Mein Ansatz ist es genau diese letztgenannte Gruppe zu stärken, aber durch Schulungen und weitere Lernangebote, die wir auch digital anbieten, den Menschen, die mehr Angst vor Veränderungen haben, mit auf den Weg zu nehmen. Irgendwie klingt das dann doch wieder nach Führung, wie in einem Unternehmen, stelle ich fest, wenn so ich meine Worte gerade höre .
Dirk: Viele Mittelständler stehen aktuell an diesem Punkt des Generationswechsels oder stehen sogar vor dem Verkauf des Unternehmens, vielleicht auch vor neuen Kooperationen oder Zusammenschlüssen. Welche Rolle spielt dabei für Dich eine Unternehmenskultur? Ist es wichtig in die Mannschaft hineinzuhören und am Puls der Menschen zu bleiben?
Roland: Viele haben eine SmartWatch oder ein Fit-Bit Armband. Dies gibt regelmäßig Aufschluss über den Körper, man möchte immer im Vorfeld wissen, was passieren könnte. Viele Unternehmen machen das gerade nicht und warten bis es zu spät ist. Wie viele wissen denn um die Stimmungen, Ängste oder Wünsche der Mitarbeitenden? Beim Wechsel der Leitung oder eine Neuausrichtung spielen die Gefühle der Mannschaft eine große Rolle. Ohne Tools, die ähnlich wie die SmartWatch heute digital sind, kann so etwas nicht dauerhaft und nachhaltig funktionieren. Dabei sticht aber die Technik mit keinem Trumpf, wenn das Mindset nicht stimmt. Einfach nur eine Einführung von neuen Methoden, ohne dass der Sinn erklärt wird. und eine Einladung zum Mitmachen ausgesprochen wird, kann das nicht erfolgen. Leider entscheiden viele Unternehmer noch im kleinen Kreis und erkennen nicht das Potenzial der eigenen Teams. Hier gilt es noch mehr zu tun und Menschen eine Stimme zu geben.
Dirk: Was würdest Du Unternehmen aus Deiner bisherigen Erfahrung und Gedankenwelt mitgeben?
Roland: Ich hatte das eben schon etwas angerissen. Wenn man sich nicht mit den neuen Generationen und digitalen Möglichkeiten auseinandersetzt, ist vielfach ein Scheitern vorprogrammiert. Ich denke, dass viele Menschen schon sehr digital sind und nutzen das Internet täglich, haben ein SmartPhone und merken immer mehr die Vorteile. Die meisten Unternehmen stehen noch lange nicht da. Ein Feedback der Teams an die Führung ist nicht vorgesehen, bestenfalls werden jährliche Mitarbeitergespräche geplant und die Menschen sind in den Systemen bestenfalls eine Personalnummer mit Stellenbeschreibung und Gehaltsauszahlung. Wir sehen nicht, welche Chancen wir haben könnten. Das haben wir bei der Einführung der CD mit der Digitalisierung der Musik, der Ablösung von Filmkameras zu digitalen Recordern wie SmartPhones nicht gesehen und wir erleben das zurzeit auch bei dem Thema Mobilität und Klimawandel. Viele Firmen erkennen noch nicht den Wandel und können diesen den eigenen Mitarbeitern auch nicht erklären. Sie können nicht erklären, warum der Wandel nicht nur notwendig ist, sondern auch attraktiv.
Und damit bin ich wieder am Anfang unseres Interviews angelangt. Genau hier stehe ich. Wie erkläre ich meine Innovation und wie kann ich viele Menschen überzeugen in solche Ideen zu investieren die uns allen eine bessere Welt bescheren sollen.
Dirk: Wow, was für ein Schlusswort. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, lieber Roland! Ganz herzlichen Dank für Deine Ideen auch zu diesem Thema und vielen Dank, dass wir beide gemeinsam an diesen Ideen arbeiten können!
Weitere Infos:
Mehr über enviplan: https://www.enviplan.de
Mehr über p-manent: https://www.p-manent.de
Mehr über SPRIN-D: https://www.sprind.org/de/